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Vögel in der Mitte, Pflanzen unten, ein Weihnachtsbaum links, Gebäude im Hintergrund und Banner mit Text.

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Allgegenwärtig in Bayern: Vor Weihnachten wird in Bayern noch immer das Gedicht „Heilige Nacht“ des nach wie vor beliebten Antisemiten Ludwig Thoma rezitiert.

Ludwig Thomans antisemitisches Gedicht „Heilige Nacht“ ist in Bayern trotz seiner umstrittenen Vergangenheit eine fest verankerte Weihnachtstradition. Seit über einem Jahrhundert wird das Werk in Schulen, Kirchen und bei öffentlichen Veranstaltungen vorgetragen. Doch die hasserfüllte Vergangenheit seines Autors sorgt bis heute für Debatten in der Region.

Das Gedicht erzählt die Geschichte von Joseph und Maria, die in Bethlehem vergeblich nach einer Herberge suchen und überall abgewiesen werden. 1908 verfasst, entwickelte es sich zu einem festen Bestandteil der Weihnachtsfeierlichkeiten und wurde jahrzehntelang – unter anderem von Schauspielern wie Enrico de Paruta – über 25 Jahre lang vor ausverkauften Häusern aufgeführt.

Thomans übriges Schaffen jedoch war von extremer antisemitischer Hetze geprägt. Seine Beiträge in den „Miesbacher Anzeiger“ zählten zu den aggressivsten ihrer Zeit. Dennoch stoßen Versuche, nach ihm benannte Straßen und Schulen umzubenennen, auf massiven öffentlichen Widerstand. Noch immer tragen Einrichtungen wie das „Ludwig-Thoma-Gymnasium“ in Prien am Chiemsee oder die „Städtische Ludwig-Thoma-Realschule“ in München seinen Namen. Und jedes Jahr im Dezember wird das Gedicht erneut vorgetragen – und mit ihm die Kontroverse.

Die Tradition der „Heiligen Nacht“ hält sich, während Thomans Erbe weiterhin polarisiert. In ganz Oberbayern finden sich noch immer Schulen und Straßen, die seinen Namen tragen – ein Zeichen für das ambivalente Verhältnis zu seinem Werk. Solange das Gedicht alljährlich aufgeführt wird, bleibt auch die Debatte über seinen Platz in der bayerischen Kultur lebendig.