Grimme Online Preis 2024: Ehrungen, Proteste und eine zurückgenommene Auszeichnung

Admin User
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Eine Konferenzszene mit Sitzenden, die einer Diskussion auf der Bühne zwischen Medienpersonal und Besitzern gegenübersitzen, mit einem großen Banner und einer Wand im Hintergrund.

Grimme Online Preis 2024: Ehrungen, Proteste und eine zurückgenommene Auszeichnung

Bei der Verleihung des Grimme Online Preises gab es sowohl Triumphe als auch Kontroversen. Während mehrere Preisträger für ihre Arbeit gewürdigt wurden, komplexe Themen verständlich aufzubereiten, lehnten die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block ihre Auszeichnung aus Protest gegen die Aberkennung eines Preises für die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt ab.

Der Podcast 'Parlamentsrevue' wurde für seine Fähigkeit ausgezeichnet, parlamentarische Arbeit ohne großes Redaktionsteam verständlich zu erklären. Auch Eugen Rochko, Schöpfer des nicht-kommerziellen Mikroblogging-Dienstes Mastodon, erhielt eine Auszeichnung. Zudem wurden der Instagram-Kanal 'Femizide stoppen' für die Dokumentation von Frauenmorden sowie 'Barrierebrecher' für Einblicke in das Leben von Menschen mit Behinderungen geehrt.

In der Kategorie Gaming setzte sich 'Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig' durch, das Nutzer:innen die letzten Tage der DDR erlebbar macht. Mehrere prämierte Online-Angebote widmeten sich Gesundheit und Lifestyle, darunter 'Little Monsters' (WDR) zum Thema psychische Gesundheit, 'Know & Grow' (SWR für funk), das Gesundheitsmythen entlarvt, und 'Gynaekollege' mit gynäkologischen Gesundheitsinformationen.

Riesewieck und Block, die Regisseure des Dokumentarfilms 'The Great Hack', lehnten ihren Preis ab, nachdem Scheytts Auszeichnung zurückgenommen worden war. Sie legten die Trophäe auf die Bühne und verließen die Veranstaltung; später hob ein Grimme-Mitarbeiter den Preis auf. Block bezeichnete die Aberkennung als 'massiven Angriff' auf die Unabhängigkeit der Jury.

Die Auszeichnung für Scheytt war vom unabhängigen Förderverein 'Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises' aufgrund von Kritik und Antisemitismus-Vorwürfen zurückgenommen worden. Diese Entscheidung löste Proteste gegen das Grimme-Institut aus. Die Grimme-Direktorin Çiğdem Uzunoğlu nannte den Schritt 'formell inkorrekt' und kündigte an, eine Debatte über das Thema zu initiieren und sich künftig vom Förderverein zu distanzieren.

Trotz der Kontroverse bleibt der Grimme Online Award eine Plattform, die digitale Inhalte würdigt, die informieren, bilden und unterhalten. Der Fall um Judith Scheytts Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung unabhängiger Jury-Entscheidungen und die Notwendigkeit eines offenen Dialogs in solchen Fragen.